Mai 30
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Wenn der Kapitän und Lotse bei voller Fahrt und auf hoher See das Schiff verlässt, sorgt das immer für einen Schockzustand bei allen Beteiligten. Uwe Attig war die verbindende Klammer und der Motor unseres Schachvereins. In Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz) geboren, verschrieb sich Uwe schon früh seiner Liebe zum Schachsport. In der DDR schlug er eine Offizierslaufbahn ein, die beiden bekanntesten Leipziger Schachspieler in Uniform waren Major Griesbach und eben Hauptmann Attig.
Anfang der 80er kam er zum SV Lok Leipzig-Mitte, zu einer Zeit, als Manfred Reimann noch Abteilungsleiter war. Mit Beginn der 90er-Jahre übernahm er dann die Geschicke von Lok Mitte und später seinem Nachfolgeverein, der Schachgemeinschaft Leipzig, selbst in die Hand.
Gleichzeitig baute er sich eine berufliche Existenz bei Wüstenrot auf. In beiden Bereichen zeigte Uwe viel Engagement und gewann durch sein freundliches und umgängliches Wesen viel Respekt und Anerkennung. Einen Einblick in seinen Stellenwert geben die Reaktionen auf seinen Tod auf unserer Vereinshomepage.
Mit viel Engagement managte er die Herausforderungen des Spielbetriebes in der 2. Bundesliga, beim alljährlichen Blitzturnier sowie bei den Pokalwettkämpfen. In seine Amtszeit fallen mehrere sächsische Pokalsiege und die zweifache Teilnahme am deutschen Pokalfinale.
In der 1. Mannschaft stand er häufig als Fahrer und Mannschaftsleiter zur Verfügung, aber auch als Spieler, wenn Not am Mann war. Ein schönes Remis mit Schwarz erzielte er z.B. gegen den deutlich stärkeren Valeri Dalinger.
Valeri Dalinger (2285) – Uwe Attig, 2. Bundesliga Ost 2008/2009
Uwe hatte bewusst seinen Bauern auf b5 „eingestellt“. Die Aktivität der schwarzen Figuren nach 1. … De4 sorgte für genügend Kompensation und reichte für ein sicheres Remis.
Uwe war, wie einige wenige in unserem Verein, immer bereit, in allen Mannschaften zu spielen. Als in der vergangenen, sehr schwierigen Saison, mit einer „Notbesetzung“ zum Top-Favoriten TU Dresden II in der Sachsenliga gefahren werden musste, gab ich ihm mit auf dem Weg, ein achtbares 2½:5½ zu erreichen. Man konnte am Abend am Telefon sein verschmitztes Gesicht regelrecht hören und sehen, als er verkündete, das angestrebte Resultat geschafft zu haben – allerdings für uns! Uwe war auch an diesem Tag wieder lange als Fahrer im Einsatz.
Anfangs der 2010er-Jahre erwähnte unser Vereinsvorsitzender, welcher liebevoll auf unserem Vereins-T-Shirt mit „El Presidente“ bezeichnet war, erstmals die Möglichkeit des Baus eines Vereinsheims. Es sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bis die beiden Motoren dieser Idee (Uwe und Markus Kreyßig) die Sache ins Rollen brachten. Neben der menschlichen Komponente seines zu frühen Todes ist es eine besondere Tragik, dass er die Einweihung „seines“ Schachtraumes nicht mehr erleben kann. Auch deswegen sollte es uns eine Verpflichtung und Ehre sein, trotz aller aktuellen Widrigkeiten das wunderbare Werk zu vollenden.
Unser Uwe – „El Presidente“
Ich rufe auch an dieser Stelle in Uwes Sinne dazu auf, uns aktiv zu unterstützen und ggf. die Zeit bis zur Mitgliederversammlung am 01.07.2022 zu nutzen! Der Vorstand unseres Vereins ist für jede Kontaktaufnahme und Hilfe dankbar.
Uwe Attig verstarb am 31.03.2022. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Besonders ihnen gehört unser tiefes Mitgefühl.
Sein Name wird für immer mit dem sächsischen und Leipziger Schach und insbesondere mit unserem Verein verbunden sein.
Ich schlage vor, unser jährliches Silvesterblitzturnier in Uwe-Attig-Gedenkturnier umzubenennen.
Thomas Gempe
Spielleiter SGL
am 10. Juni 2022 um 01:20 Uhr
Danke für den Nachruf.
am 17. Juni 2022 um 14:17 Uhr
Vielen Dank für diesen Nachruf und gern ein Gedenkturnier für Uwe.