Mrz 10
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In einem an Dramatik kaum zu überbietenden Saisonfinale gelang es unserer Frauenmannschaft die Saison 2013/14 in der 2. Bundesliga als geteilter Erster zu beenden. Somit kommt es, höchstwahrscheinlich am 27.04.2014, zum Stichkampf um den Aufstieg in die 1.Bundesliga mit den Spielerinnen von SV Medizin Erfurt.
Vor der letzten Doppelrunde hatten noch vier Mannschaften die Chance aufzusteigen. Nicht nur wegen der Führung, sondern auch auf Grund der hohen Spielstärke der Frauen aus dem Nordosten unserer Republik, waren die Damen aus Torgelow als Favorit ins Aufstiegsrennen gegangen.
Der Samstag brachte dann einige überraschende Ergebnisse. Torgelow kam, mit 5 Spielerinnen antretend, nicht über ein 3:3 gegen CSC Aufbau Chemnitz hinaus.
Für die in Reykjavik befindliche Franziska erklärte sich dankenswerterweise Sandra Ulms bereit zu spielen.
Nachdem in der Fußball-Bundesliga an diesem Samstag 3 Elfmeter verschossen wurden, vergaben unsere Frauen den Vierten. Ob sich die einzige aktive Fußballerin in unseren Reihen, Sandra Lobe, dieser Analogie bewusst war, ist unbekannt. Sie selbst steuerte einen Sieg bei und avancierte am Sonntag zur unerwarteten Heldin des Wochenendes.
Nach dem 3:3 gegen Empor Berlin waren vier (!) Mannschaften punktgleich und auf Grund der kleinen Punkte hatte nunmehr Rotation Pankow die besten Karten (pardon: Figuren). Auf dem Papier hatte wohl immer noch Torgelow (nun wieder zu sechst antretend) die einfachste Aufgabe, zumal bei SGL–Rotation kein hohes Ergebnis zu erwarten war. Medizin Erfurt lag in Lauerstellung.
Nach einem unspektakulären Verlust an Brett 6 (Gisa hatte gegen ihre erfahrene Gegnerin keine Chance, das Spiel zu komplizieren), hatte Anet gegen Annett versucht, die Partie in ruhige Fahrwasser zu lenken, was ihr auch gelang. Aus gegenseitigem Respekt und da meine Frau weiß hatte, erfolgte schnell ein Remisschluss. WIM Annett Wagner-Michel gehört mit 5,5 aus 7 auch zu den Topscorern der Liga.
Martina hatte mit Schwarz alle Hände voll zu tun, die Initiative von Iris Mai einzudämmen, was zum Glück auch nach einiger Zeit gelang. Somit lagen wir 1:2 zurück und hatten mit Sandra Ulms, Carmen und Sandra Lobe höchst unterschiedliche Partieausgänge zu erwarten.
Da auch die anderen Schiedsrichter vorbildlich die Spielstände aktualisierten, waren wir immer halbwegs auf dem Laufenden. Am interessantesten war es, als beide Wettkämpfe in Erfurt 2,5:2,5 standen und bei uns 2:2 der Stand war.
Die Spannung löste sich nur langsam auf…
Zunächst gewann Carmen mit schönen taktischen Motiven eine interessante Partie mit Schwarz, eben zum 2:2. Sandra Ulms rang in einem epischen Kampf im T+L+Bauern gegen T+L+Bauern mit ungleichen Läufern die dreifache DDR-Meisterin Brigitte Burchardt nieder.
Nun trafen die Ergebnisse aus Erfurt ein. Torgelow hatte überraschend 3,5:2,5 verloren, aber Erfurt machte mit einem 3,5:2,5 fast den Aufstieg perfekt. Da ich (wir ?) die Tabellensituation nicht genau im Blick hatte, dachte ich, Erfurt wäre aufgestiegen.
Als letztes spielte Sandra Lobe, welche für dieses Wochenende, genauso wie Gisa, eine lange Anreise auf sich genommen hatte, eine eigentlich hoffnungslose Partie. Im Mittelspiel ging eine Figur verloren, was sich später in „nur“ eine Minusqualität transformierte und zum Endspiel K+D+S+ 2 Bauern gegen K+D+T+ 2 Bauern führte. Wenigstens waren die jeweils verbundenen Bauern auf unterschiedlichen Flügeln, was in Verbindung mit der leichten Zeitnot der Gegnerin, Schach-Redakteurin Sibylle Heyme, sowie der Tatsache, dass ein wild umherhüpfender Springer eben nicht immer leicht zu berechnen ist, das Weiterspielen nicht zum Affront machte.
Letztlich gelang es der für Berlin spielenden Hoyerswerdaerin, den Gaul an die Kette (Fesselung) zu legen, und ein Gewinn schien nur eine Frage der Zeit. War es dann auch, aber anders als gedacht. Sibylle lebte seit geraumer Zeit von ihrem Inkrement von 30sec. Dieses mehrfach bis auf 8 bzw. 10sec ablaufend lassend, überschritt sie im Bemühen, ein Dauerschach zu vermeiden, plötzlich die Zeit.
Ein atemberaubender Moment der Stille wurde durch das jähe „Zeit. 1-0.“ des Schiedsrichters unterbrochen. Ich vermeine, das Sibylle und ich nicht die Einzigen waren, welche den unscheinbaren kleinen grauen Kasten nicht mehr im Auge hatten, zu überrascht und natürlich zum Teil auch geschockt waren die Umstehenden.
Natürlich ein sehr glücklicher Sieg. Was dieser Wert war und ist, zeigte sich erst mit Lesen der Abschlusstabelle und Rücksprache mit dem Schiedsrichter und Turnierleiter.
Gegen Rotation waren wir an jedem Brett, zum Teil deutlich, im ELO-Nachteil.
Gegen Empor Berlin am Vortag war es genau umgekehrt.
08.03.2014: SGL (⌀ 1885,5) – SV Empor Berlin (⌀ 1621,83): Endstand 3:3
09.03.2014: SGL (⌀ 1885,5) – Rotation Pankow (⌀ 2025,33): Endstand 4:2
ELO alleine schießt also keine Tore. Was soll erst Torgelow sagen…
Es wird also, wie schon oben erwähnt, zum Stichkampf kommen.
Diese Leistung ist aber auch nicht nur ein Zufallsprodukt. Die Frauenmannschaft lebt vordergründig vom Engagement der Fam. Beltz, hier hauptsächlich von Mannschaftsleiterin Franziska. Anet, Martina und Carmen nahmen an allen Wettkämpfen teil. Gabi erlebte mit 4 aus 5 ihren wievielten (?) Frühling. Zur mannschaftlichen Gesamtleistung trugen auch die beiden Sandras und Gisa noch wesentlich bei. Statistikfreunde finden hier ihr El Dorado.
Angetreten war das Team, um den Abstieg zu vermeiden, nun kann noch der große Wurf gelingen. Ein Aufstieg ist zumindest aus sportlicher Sicht immer interessant, obwohl wir uns keine Illusionen über einen dauerhaften Verbleib in der ersten Liga hingeben, zumal der Verein seinen Grundsätzen treu bleiben wird.
Wünschen wir dem Team viel Erfolg und Selbstvertrauen im entscheidenden Kampf und vielleicht ein paar Schlachtenbummler, je nachdem, wo der Wettkampf stattfinden wird.
Viel Erfolg wünscht
Thomas Gempe
am 10. März 2014 um 19:56 Uhr
Herzlichen Glückwunsch an die Mannschaft zu der tollen Saison, die noch gekrönt werden könnte. Der Bericht versetzt einen in die Lage als wenn man dabei gewesen wäre. Vielen Dank an Thomas.
am 10. März 2014 um 21:27 Uhr
Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg für den Stichkampf. Torgelow hatte am Samstag mit ner Runde Pfannkuchen noch den Einsatz ihrer 6. Spielerin zu ermöglichen versucht, die aber 32 Minuten zu spät kam. Am Sonntag gegen uns waren sie sichtlich bedient. Brett 1 schmiss ihr Partieformular samt Unterlagen über das Brett.
am 10. März 2014 um 22:13 Uhr
Glückwunsch, Mädels und Damen! Jetzt wird’s wohl schwer mit dem Klassenerhalt 😉
am 11. März 2014 um 10:42 Uhr
Herzlichen Glückwunsch! Wir drücken die Daumen für den Stichkampf!
am 11. März 2014 um 12:27 Uhr
Vielen Dank für den sehr passenden Bericht! Das war wirklich ein Krimi! 🙂