Feb 02

Am Wochenende spielten wir drei Wettkämpfe der zweiten Bundesliga, und da die Saison aufgrund des Doppelrunden-Modus sehr kurz ist, nimmt der Abstiegskampf in unserer Staffel inzwischen sehr konkrete Formen an. Es ist ziemlich genau die untere Tabellenhälfte betroffen, also Bad Mergentheim, Neutraubling, Pang Rosenheim, Passau und unsere Mannschaft. Wir trafen auf den Reisepartner Aue und MSA Zugzwang (beides Aufstiegskandidaten) sowie die Konkurrenten aus Rosenheim im Kampf um den Klassenerhalt.

Am Freitag ging es gegen die nominell klar favorisierten Schachfreunde von Nickelhütte Aue, welche für dieses Wochenende so ziemlich die Bestbesetzung aufgeboten hatten. Entsprechend einseitig verlief der Kampf. Ich kam am Spitzenbrett mit Weiß sehr schnell unter die Räder; am Nachbarbrett fand sich Heiko aus einem Franzosen heraus in einem schlechten Schwerfigurenendspiel, welches sein Gegner überzeugend abtrug. Leo geriet aus der Eröffnung heraus in eine schwierige Position, die der Gegner langsam aber zielstrebig in ein gewonnenes Endspiel abwickelte.

Am dritten Brett hatte Wilfrid es durch schönes Durckspiel und vielleicht auch fragwürdige Verteidigung seines Gegenübers geschafft, eine Qualität zu gewinnen. Im Endspiel verzichtete er auf ein Dauerschach und spielte auf Gewinn (insbesondere im Mannschaftssinne sicher eine lobenswerte Entscheidung), doch dann wurde ein feindlicher Freibauer plötzlich übermächtig, und wir verloren auch an diesem Brett – 0:4 hieß es also in der vorderen Hälfte.

Nun muss man nicht Albert Einstein sein, um zu erkennen, dass das relativ viele Gegentore sind, wenn man den Erwerb von Mannschaftspunkten im Abstiegskampf anstrebt. Das Unterhaus stellte sich deutlich besser als das Oberhaus an und produzierte vier Remisen (respektabel ist vor allem die Leistung von Erik, der eine deutlich schlechtere Position gegen Gunter Spieß zusammenhielt), leider konnte kein einziger Spieler für unsere Seite voll punkten. Mit einem 2:6 beendeten wir also den Nachholwettkampf gegen unseren Reisepartner.

Am Samstag ging es gegen die Rosenheimer, die am ehesten schlagbare Mannschaft dieses Wochenendes (sowohl rein zahlenmäßig als auch praktisch sollte es ein Kampf auf Augenhöhe werden). Wir hatten unsere Aufstellung ein wenig geändert und brachten Manfred B. anstelle von Erik in die Mannschaft. Den ersten Treffer setzte Matthias an Brett 7. Er hatte eine Menge Material geopfert, um den gegnerischen König am Ende mit Dame und Turm in der Mitte des Brettes mattzusetzen, was letztendlich auch gelang. Man trug mir zu, dass sein Opferspiel objektiv nicht immer hundertprozentig fundiert gewesen sein soll, aber das ist egal – in der Praxis ist es für den Gegner schwer, immer die korrekte Verteidigung zu finden, Fehler gehören einfach dazu, und am Ende zählt ja doch nur das Ergebnis.

Dann passierte lange nichts; der Kampf wogte hin und her, an einigen Brettern wurden Remisangebote gemacht und abgelehnt. Die genaue Reihenfolge der Einzelergebnisse kann ich nicht mehr rekonstruieren, jedenfalls kam dann die nächste (Teil-)Erfolgsmeldung, als Leo aus einem schwierigen und objektiv wohl deutlich schlechteren Endspiel in ein Remis abwickelte. Joachim und Heiko teilten mit ihren Gegnern ebenfalls die Punkte, so dass wir unseren Vorsprung trotz einiger banger Momente vorerst halten konnten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Wilfrid ein schlechtes Endspiel auf dem Brett, Stephan dafür ein sehr gutes und der Berichterstatter ein äußerst zweischneidiges. Für die Vorentscheidung sorgte Manfred; ich hatte an seinem Brett lange Zeit nur eine belanglose geschlossene Stellung wahrgenommen, aber irgendwie war es ihm gelungen, die Königsstellung des Gegners zu öffnen und einen Mattangriff aufzubauen. Der zweite volle Punkt hinten brachte uns auf die Zielgerade.

An Brett eins war ich aus der Eröffnung heraus mit einer hervorragenden Stellung weggekommen und hatte wirklich lange Zeit Hoffnung auf meinen ersten Saisonsieg, doch irgendwie kam es anders. Das gegnerische Spitzenbrett verteidigte sich sehr sorgfältig (vermutlich hatte ich auch Chancen ausgelassen) und opferte eingangs des Endspiels eine Qualität für Kompensation in Form eines entfernten Freibauern. Die Position erinnerte mich stark an Wilfrids Stellung vom Vortag, und tatsächlich entwickelte sich die Partie in eine kritische Richtung. Bevor Schlimmeres passieren konnte, bot ich Remis an, und mein Gegner akzeptierte schweren Herzens.

Da Wilfrid seine Stellung erneut nicht halten konnte, stand es damit 4:3, doch bei Stephan gab es zum Glück keine Verlustgefahr. Er versäumte anscheinend an mindestens einer Stelle den Sieg in einem Turmendspiel mit Mehrbauern, doch der Mannschaftserfolg war nicht mehr in Gefahr. Wir erzielten also zwei überaus wichtige Punkte gegen die Rosenheimer Gäste, welche jetzt mannschaftspunktgleich mit uns im hinteren Tabellenteil stehen.

Der Sonntagskampf gegen MSA Zugzwang stand von Anfang an unter einem ungünstigen Stern, als Heiko äußerst spontan absagte. Neben Thomas, der für Matthias einsprang, konnte zum Glück noch Robert aktiviert werden – vielen Dank an ihn für sein ganz kurzfristiges Einspringen! Damit hatten wir zumindest ein Strafgeld vermieden, doch der Wettkampf verlief insgesamt erschreckend einseitig zu unseren Ungunsten; vielleicht war in diesem Kontext auch nicht unerheblich, dass sämtliche Vorbereitungen durch das Fehlen unseres zweiten Brettes in die Brüche gingen.

Manfred remisierte sehr zeitig; sein Gegner hatte, nachdem am Vortag „Auffälligkeiten“ bei seinen Toilettenbesuchen festgestellt worden waren (ich möchte betonen, dass es diesbezüglich keine weiteren konkreten Anschuldigungen oder Vorwürfe gibt), keine Lust auf Schach. Ich vereinbarte kurze Zeit später ebenfalls Remis mit meinem Gegner – zur Zeit bin ich mit Weiß einfach zu harmlos.

An ausnahmslos allen anderen Brettern nahm die Partie dann in der Folge einen ungünstigen Verlauf. Thomas schien sich im Mittelspiel taktisch verzettelt zu haben, jedenfalls kam er aus einer langwierigen Abwicklung mit einer Ruine heraus und musste wenig später die Waffen strecken. An Brett acht wurde Robert bei ungünstiger Figurenaufstellung geradlinig überspielt. Leo fiel den Spätfolgen eines Königsangriffs zum Opfer. Am ehesten Hoffnung hatte ich bei Joachim und bei unserem Kapitän, doch beide konnten ihre Stellungen ebenfalls nicht halten.

Das arme Schwein des Wochenendes war Wilfrid, der zum dritten Mal einen überlegenen Gegner hatte und zum dritten Mal nach hartem Kampf seine Partie verlor. Mit 1:7 endete dieser deprimierende Kampf, und als Zugabe zu einem verkorksten Sonntag mussten wir noch bis über die sechste Stunde hinaus warten, bevor der Nachbarwettkampf zu Ende ging und wir endlich das Hörzentrum aufräumen konnten. Aue hatte übrigens am Samstag knapp gegen die Münchner verloren und dafür gegen Rosenheim einen ebenso knappen Sieg eingefahren.

Infolge der geringen Brettpunktausbeute stehen wir zur Zeit auf Rang 9 in der Tabelle vor der finalen Doppelrunde, hinter uns liegt aktuell nur Passau. Die Mannschaften vor uns (Rosenheim, Neutraubling und Bad Bergentheim) sind allerdings nicht uneinholbar, insbesondere da wir gegen die letzteren noch direkt spielen dürfen und es auch ein paar weitere interessante Duelle im Tabellenkeller geben wird. Der Klassenerhalt ist also noch nicht abzuschreiben.

Wenn man auf die Einzelpunkteverteilung in unseren Mannschaft blickt, wird schnell klar, dass wir in der laufenden Saison keinen Überflieger haben. Positiv hervorheben möchte ich nach dem letzten Wochenende trotzdem Matthias und Manfred, die hinten einen entscheidenden Anteil an unserem Erfolg gegen Rosenheim hatten, sowie Joachim, welcher trotz der Sonntagsniederlage ein gleichermaßen dynamisches und solides Schach spielt und sich ein weiteres Mal als wichtige Stütze unseres Teams herausgestellt hat. Ich nehme an, dass es auf seinem Blog in Kürze auch nochmal ein paar Worte und Bilder zu den Wettkämpfen geben wird.

Die letzte Doppelrunde gegen Bad Mergentheim und Forchheim werden wir am 21./22.2. in Bad Mergentheim austragen. Wünscht uns Glück!


2 Antworten auf “2. Bundesliga Ost: SGL gegen Aue, Rosenheim und München”

  1. 1. Joachim Solberg schrieb:

    Danke für die ein schöner Bericht, Roland. Und Danke für die netten Worten. Es war unheimlich wichtig, dass wir gegen Rosenheim gewinnen konnten. Ich denke wir haben eine faire Chance den Platz zu retten. Ich finde, wir haben alle gut gekämpft am Wochenende. Es freute mich sehr die Partien vom Manfred und Matthias zu sehen. Tolle Angriffe, wie es sich gehört!
    Ich schreibe ein Bericht mit Bilder auf meinem Blog heute Nachmittag, Roland.

  2. 2. Hannes Langrock schrieb:

    Wie immer ein sehr lebendiger Bericht von dir!
    Das war trotz der zwei Klatschen kein schlechtes Wochenende für uns, wir haben die Brettpunkte diesmal gut aufgeteilt. Und bei zwei durchaus schlagbaren Gegnern in 3 Wochen ist alles noch möglich. Ich sage mal voraus, dass es in Bad Mergentheim dramatisch werden wird … hoffentlich mit dem richtigen Ausgang!

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