Mrz 20

Unsere Gegner hatten sich entschlossen, das erste Brett frei zu lassen. Damit wurden sie nach hinten kompakter, Matthias stach ins Leere, und unsere Vorbereitungen waren mehr oder we­ni­ger im Eimer, da dies wohl niemand erwartet hätte. Trotzdem: Punkt ist Punkt.

Lange bewegten sich viele Partien im Gleichgewicht, einzig Jacob hatte leider bald eine po­si­tio­nel­le Ruine zu verwalten. Die Lb5-Variante im Sizilianer ist aber auch ziemlich trick­reich. Im weiteren Verlauf entwickelte sich das Ganze zu einem Spiel auf ein Tor mit dem vor­her­seh­ba­ren Ergebnis.

Julia hatte aus der Eröffnung heraus eine, wie ich fand, viel­ver­spre­chen­de Stellung erhalten. Ein gegnerischer Läufer auf g6 spielte überhaupt nicht mit. Leider konnte sich eben dieser Läufer später spiel­ent­schei­dend auf e4 opfern, was zu ent­schei­den­dem Vorteil für SF Nerlich führte. Somit rannten wir einem Rück­stand hinterher.

An den Brettern 6-8 waren kaum nennenswerte Vorteile für uns absehbar. Bei Anet kam es dann zur wohl von beiden Seiten ersehnten Zug­wie­der­ho­lung, Hermann konnte seinen op­ti­schen Vorteil leider nicht verwerten. Matthias und ich glaubten beim flüchtigen Drübersehn, dass Hermann mit der Preisgabe des Läufer­paares (Lxe5) starken Druck auf f7 bekommen hätte. Dies gilt es sicher nochmal zu analysieren.

Andre hatte mit dem soliden Kämpfer Dr. Heinz Böhlig auch kein leichtes Los. Einen typischen Minoritäts­angriff im Mittel­spiel konnte er aber noch sehr geschickt in ein ausgeglichenes End­spiel abwickeln.

Frank versuchte an Brett 3 immer wieder in Vorteil zu kommen, was aber an der umsichtigen Spiel­führung von Robert Beltz scheiterte. Kurz­zeitig war sogar ein leicht schlechtere Stellung zu verteidigen. Frank kämpfte die Partie absolut aus (Remis abgelehnt), was aber nichts am gerechten Ergebnis änderte.

Auch mein Ansinnen war es, zumindest nicht gegen Prof. Dr. Prüfer unter die Räder zu kom­men. In einer langen Grünfeld-Indischen Theorie-Variante (Prof. Prüfer spielt selbst Grünfeld-Indisch) hatte ich leichten Nachteil, welchen ich aber durch eine komplette schwarz­feldrige Blockade kompensieren konnte. Bei beidseitig knapper werdender Zeit übersah mein Gegner ein Fessel­motiv, welches meinem Springer einen schönen Vor­posten brachte, worauf ich zumindest subjektiv „am Drücker“ war. Objektiv war die Stellung leider laut Aussage unseres emotions­losen Rechen­gehilfen permanent im Gleich­gewicht, was sich in den bekannten drei Nullen auf dem Bild­schirm dokumentierte. Kunst­stück, wenn man ständig 15 Ganz­züge in die Zukunft schaut.
Leider überschritt Prof. Prüfer im 40. Zug die Zeit, was ein sehr un­be­frie­di­gen­des und un­ge­rech­tes Ende bedeutete, allerdings sicherte es uns noch den wichtigen Mann­schafts­punkt, so dass wir nunmehr etwas optimistischer auf die verbleibenden zwei Aufgaben blicken können.

Robert Beltz jammerte ein wenig, dass es sein fünftes Remis im fünften Spiel war, worauf ich mit 7 aus 7 Remis konterte. Ich hatte immer noch nicht realisiert, dass meine Serie heute riss.


1 Antwort auf “Sachsenliga: Glückliches Unentschieden gegen Lok Engelsdorf”

  1. 1. Hermann schrieb:

    Danke für den schönen Bericht!
    Die Idee, im Zentrum mit dem Läufer statt mit dem Springer zu tauschen und dann mit Sg5 f7 undeckbar zu bedrohen, ist grundsätzlich tatsächlich stark, scheitert in der konkreten Stellung aber je nach Variante entweder an einem schwarzen Zwischenschach Dc5+ nebst Dxg5 oder an einem schwarzen Zwischenzug Lg4, der meine Dame auf e2 angreift und sie von der Deckung meines Lc4 ablenkt. Nach dem erzwungenen Dxg4 und …Dxc4 flöge mein Sf7 später zwingend hinterher, da er wegen meines sonst doppelt angegriffenen Tf1 nicht wegziehen kann.
    Darüber hatte ich während der Partie aber ehrlich gesagt überhaupt nicht nachgedacht, da ich mein wirkmächtiges Läuferpaar unhinterfragt unbedingt behalten wollte. f7 wollte ich konventionell durch Turmverdopplung erobern, war aber dann zu langsam…

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