Jan 29
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Am 27. und 28. Januar waren wir auf „Mission Wiedergutmachung“ in Berlin, um den Einzug in die Pokalzwischenrunde zu erreichen. Gastgeber waren die Schachfreunde Siemensstadt im Westberliner Bezirk Spandau. Unsere Glücksfee Marvin bescherte uns in Runde 1 den Gastgeber Siemensstadt als Kontrahenten. Mit von der Partie waren noch Schachfreunde aus Hameln sowie die Auswahl des Deutschen Blindenschachbundes (DBSB), u.a. mit unserem Vereinsmitglied Olaf Dobierzin. Wir hatten Schwarz an Brett 1 und 4 und stellten folgendermaßen auf:
1. Marvin
2. Laurin
3. Stefan S.
4. Manuel
SG Leipzig – SF Siemensstadt 4:0
Bei Laurin entwickelte sich schnell eine bekannte Theoriestellung der schottischen Partie, die Laurin Vorteil auf dem Brett als auch auf der Uhr bescherten. Marvin hatte es zunächst schwer, stand in der Defensive und kam nur langsam aus der Deckung, um sich Luft zu verschaffen. Stefan spielte Spanisch und hatte permanent leichten Vorteil. Ich hatte zunächst aus der Eröffnung heraus eine Gewinnstellung, verpasste es aber, den entscheidenden Durchbruch zu schaffen.
Laurin fuhr dann als erster einen vollen Punkt ein und ging dann schon mal ins Hotel, um etwas auszuspannen. Während Marvins Stellung zu seinen Gunsten kippte und er plötzlich eine Qualität mehr sowie starken Angriff hatte, konnte Stefan seinen Vorteil immer weiter ausbauen und überspielte seinen Gegner souverän. Beide konnten nahezu zeitgleich die nächsten zwei Punkte einfahren, sodass der erste Mannschaftskampf bereits entschieden war. Ich verspielte meinen Vorteil (leider wieder in Zeitnot) und hatte nun ein Endspiel mit Minusbauern, aber Kompensation durch das Läuferpaar. Mein Gegner spielte unvorsichtig, übersah eine dynamische Ressource und machte beide Läufer stark. Am Ende machten meine ursprünglich rückständigen Zentralbauern das Rennen und das 4:0 war perfekt.
Die Blindenauswahl gewann überraschend gegen das Team aus Hameln, sodass unser nächster Gegner für den Sonntag feststand. Nach ein paar Julischka (kroatische Likörspezialität) lag das Herz auf der Zunge und wir schwörten uns auf unseren nächsten Sieg gegen die Blindenauswahl ein.
SG Leipzig – DBSB-Auswahl 2½:1½
Am nächsten Morgen ging es um 10 Uhr los. Diesmal hatten wir Weiß an 1 und 4 und behielten die Aufstellung bei. Laurin hatte recht schnell eine ausgeglichene Mittelspielstellung mit Läuferpaar und bot gegen Dominik Müller Remis, welcher annahm. Stefan kam gegen Olaf gut aus der Eröffnung und feilte beständig am vollen Punkt. Ich versuchte meinen Gegner, der Skandinavisch spielte, forciert für seine Unterentwicklung zu bestrafen und hatte Initiative.
Marvin hatte eine ultrascharfe Stellung; der Gegner war kurz davor, sich eine zweite Dame zu holen, während Marvin – mit Minusqualität – versuchte, mattzusetzen. Es zeigte sich die Handschrift der kreativen Schachschule von Frank Dietze, die Marvin seit Kindertagen durchlaufen hatte. Ein Glück, dass er aber von 1.Sh3 absah – eine Eröffnung, mit der Frank Dietze höchstpersönlich hin und wieder für Angst und Schrecken in der Oberliga sorgt! Mein Gegner kollabierte unter meiner Druckstellung und gab bereits nach 13 Zügen auf. Es ergab sich eine nette Abschlussstellung:
Manuel Pietzsch – Axel Eichstädt: 1:0 nach 13.Lg5
Stefan konnte als nächster gegen Olaf gewinnen. Olaf stand etwas gedrückt und hatte dazu noch Zeitnot. Stefan ließ wieder nichts anbrennen, gewann überzeugend. So zeigt sich, dass selbst Menschen aus dem Rheinland erfolgreich in Sachsen integriert werden können! Während des gesamten Wettkampfes zeigte Stefan konstante Leistungen ohne ein Anzeichen von Schwäche; außerdem übernahm er dankenswerterweise die Aufgaben als unser Mannschaftsleiter an diesem Wochenende. An dieser Stelle sei Stefan auch nochmal für seine Fähigkeiten als Beifahrer gedankt, eine Eigenschaft, die vermutlich aus seiner Promotion in Mathematik resultiert.
Marvin hatte leider bei einem Schachgebot seines Gegners das falsche Versteck für seinen König gewählt, was leider den Verlust des letzten Springers durch ein weiteres Schach per Doppelangriff bedeutete. Diese Niederlage war für Marvin zwar ärgerlich, er behielt aber die Fassung und nahm es wie ein Mann. Mit dem richtigen Königszug hätte er sich eventuell in einem Endspiel mit zwei Leichtfiguren gegen einen Turm belohnen können.
Damit ging auch der Sonntag erfolgreich über die Bühne und wir qualifizierten uns für die Zwischenrunde. Insgesamt hatten wir natürlich Glück mit der Auslosung, denn es hätte sicher nominell stärkere Gegner gegeben. Dennoch war der Mannschaftserfolg nie in Gefahr, was insbesondere an unseren souveränen Brettern 2 und 3 lag, die nichts anbrennen ließen. Es ist abzuwarten, welche Gegner Anfang März auf uns warten. Mit der richtigen Aufstellung und Spaß – nicht nur am Schachspiel – ist aber auch hierbei ein Weiterkommen möglich!