Feb 24

In der achten Runde der Oberliga verschlug es uns ein weiteres Mal nach Magdeburg. Die erste Mannschaft spielte zeitgleich in Dresden, und zwar sehr erfolgreich. Da zwischen den beiden Spiellokalen etwa 200 Kilometer liegen, fällt es mir schwer, von dem anderen Wettkampf vernünftige Eindrücke zu liefern, und so beschränke ich mich diesmal wieder auf die Geschehnisse aus nur einem Match. Bei einem idealen Verlauf der Dinge hätten wir an diesem Wochenende, drei Runden vor Schluss, schon den Aufstieg perfekt machen können. Kurz gesagt, der ideale Verlauf sollte nicht eintreten.

Von Anfang an lief der Mannschaftskampf nicht gut für uns. Bei mehreren unserer Spieler begannen die Probleme direkt in der Eröffnung oder eingangs des Mittelspiels, darunter waren Heiko und Thomas sowie vermutlich Joachim und Wilfrid. Manfred war der einzige, der von Anfang an richtig gut stand; Stephan und meine Wenigkeit hatten praktisch Ausgleich, und ein bisschen Hoffnung gab es noch bei Andreas.

Der Tragödie erster Teil begann bei Thomas, der – vermutlich infolge des Dauerdrucks seines Gegners – unter Zuhilfenahme eines taktischen Tricks irgendwann zwei Bauern einstellte. Von da an ging es in wenigen Schritten zu einem klar verlorenen Turmendspiel, welches sich unser Mann nicht mehr zeigen ließ. Das war schon ein schlechtes Omen, welches mehr oder weniger den Verlauf des gesamten Mannschaftskampfes widerspiegelte.

Kurze Zeit später remisierte Andreas. Er hatte als Vorteil das Läuferpaar und die bessere Bauernstruktur in einem Endspiel aufzuweisen, das ein wenig an seinen Sieg in der vierten Runde gegen Rochade Magdeburg erinnerte. Hier lief es leider nicht ganz so erfolgreich; als sich nach ein paar Abwicklungen der Rauch an einem Flügel verzog, war nur noch eine symmetrische Bauernstruktur am anderen Flügel mit Läuferpaar gegen Läufer und Springer übrig – zu wenig um ernsthaft auf Sieg zu spielen.

Stephans Partie ist in kurzen Worten erzählt. Er spielte Stonewall mit Schwarz, tauschte alle Leichtfiguren und machte noch ein paar kurze Versuche im Schwerfigurenendspiel, die keinen Erfolg brachten. Sein halber Punkt kam nicht im mindesten überraschend.

Einen Lichtblick gab es am dritten Brett. Wie unser Kapitän begeistert feststellte, kann Wilfrid auch halbwegs normale Eröffnungen spielen. Zunächst hatten die Kiebitze Sorgen, dass er mit dem Drachen seiner Gegnerin nicht zurechtkam (nachdem viele Leichtfiguren abgetauscht worden waren, drohte ein nachteiliges Endspiel), doch dann baute er mit dem verbleibenden Material einen Mattangriff auf, gegen den es wohl plötzlich keine Verteidigung mehr gab. Ein vorübergehendes 2:2 war das Resultat.

Der Tragödie zweiter Teil fand auf Joachims Brett statt. Er geriet mit Weiß in eine äußerst unangenehme Umklammerung am Damenflügel, aus der sein Gegner schließlich irgendwann Kapital schlagen konnte. Unser Spieler aus dem Land mit den zweitmeisten Olympiamedaillen operierte im Gegenzug am Königsflügel, wo er tatsächlich eine Zeitlang ein Übergewicht besaß. Bedauerlicherweise schlugen seine Bemühungen dort nicht durch, und am Ende verblieb ein materialles Minus. Er gab kurz danach auf.

Bei mir lief es im wesentlichen ähnlich wie bei Andreas und Stephan, auch wenn das Materialverhältnis ein anderes war. Aus der Eröffnung heraus gelang es mir nicht, mit Weiß genug Druck aufzubauen. Die Punkteteilung war da zwar alles andere als sicher, deutete sich aber bereits an. Ich spielte noch bis kurz nach der Zeitkontrolle und bot dann Remis an, als das entstandende Endspiel endgültig absolut ausgeglichen war.

In der fünften Stunde bescherte uns Manfred den erneuten Ausgleich – nun ja, eigentlich hatte ich seinen Punkt schon nach zwei Stunden fest eingeplant. Aus der Eröffnung ging es direkt in einen frontalen Königsangriff, so dass es mich wunderte, dass seine Gegnerin so lange überlebt hatte. Jedoch kam hier die oftmals zitierte russische Schachschule zum Einsatz: Anstatt den Abschluss mit einem großen Kracher zu suchen, erhöhte Manfred nur ganz langsam den Druck, ohne das geringste Gegenspiel zu riskieren – ein sehr sauberer Sieg.

Und dann war da noch Heiko. Er erwischte einen schwarzen Tag, wie er schwärzer kaum sein kann. An seinem Nachteil, der sich schon während der Eröffnung einstellte, sollte sich auch für den Rest der Partie nichts ändern. Lange musste er sich in einem kritischen Endspiel zur Wehr setzen, welches mit Doppelturm und Springerpaar auf beiden Seiten begann und sich allmählich zu einem einfachen Springerendspiel reduzierte. Unser zweites Brett verteidigte sich zäh und allem Anschein nach erfolgreich, doch als er es fast geschafft hatte, wickelte er versehentlich in ein verlorenes Bauernendspiel ab. Wenige Minuten später war das Drama zu Ende.

Der Ausgang des Kampfes machte uns deutlich klar, dass es in Sachen Aufstieg noch zu früh ist, den Champagner knallen zu lassen. Wenn es sehr gut läuft, reichen unsere 14 Mannschaftspunkte aus den ersten sieben Runden; realistischer ist aber die Annahme, dass wir noch einmal punkten müssen. Am nächsten Spieltag Mitte März geht es gegen TU Dresden. Bei der Gelegenheit Glückwunsch an die erste Mannschaft, die bei den Dresdnern zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf holte und als nächstes gegen Rochade Magdeburg antreten muss.


1 Antwort auf “Oberliga Ost, Staffel A: Aufbau Elbe Magdeburg – SGL 2”

  1. 1. Gottfried Braun schrieb:

    An Roland ist ein Schachjournalist verloren gegangen. (Es kann sich ja noch ergeben.) Man fühlt sich gut informiert und genießt Gedankenführung und Sprache. – Vielleicht hatte unsere „2.“ unbewusst den Kontrahenten unterschätzt, weil er zuvor dem anderen SGL-Team unterlag.
    Der Erfolg der „1.“ Mannschaft in Dresden hat mich sehr beruhigt und macht Lust auf den nächsten Kampf. Besonderer Dank an Franziska, Markus und Erik!
    Kleiner Trost für Rolands Mannschaft: Das Ruderklubhaus des nächsten Gegners ist eine inspirierende Spielstätte! Das meint
    Gottfried (der diesmal pausierte)

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